Was ist Sexualberatung?

Sexualberatung / Sexualtherapie behandelt Fragen zur oder Probleme mit der Sexualität. Es gibt unterschiedliche Richtungen. Wir beschreiben hier, wie eine Sexualberatung im pro familia Zentrum Mainz abläuft.

Das Angebot richtet sich an Einzelpersonen und Paare (unabhängig welcher sexuellen Orientierung), die Fragen zu ihrer Sexualität haben oder unter sexuellen Störungen leiden. Unzufriedenheit mit dem eigenen Sexualleben ist weit verbreitet.

In die Sexualberatung kommen auch Ratsuchende mit Fragen zur sexuellen Orientierung oder sexuellen Identität, wenn sie für sich selbst oder als Angehörige psychologische Unterstützung wünschen – vor allem in Phasen der Veränderung.

Sexuelle Probleme können viele Ursachen haben. Typische Erscheinungsformen sind z.B. Lustlosigkeit, Schmerzen, Erektions- oder Orgasmusstörungen. Sie können Symptom einer körperlichen oder psychischen Erkrankung sein aber auch aus Beziehungsproblemen (z.B. durch neue Rollen nach der Geburt eines Kindes oder bei einem unerfüllten Kinderwunsch) entstehen.

Sexuelle Schwierigkeiten können auch durch sexualisierte Gewalterfahrungen / Missbrauch in der Kindheit oder als Erwachsene begründet sein.

Zu den sexuellen Störungen gehört auch die Sexsucht (z.B. extremer Pornokonsum im Internet) sowie Exhibitionismus oder Fetischismus, wenn die Ratsuchenden oder ihre Umwelt darunter leiden.

Beratung für Täter von strafbaren sexuellen Handlungen wie Missbrauch oder sexualisierter Gewalt wird im pro familia Zentrum Mainz nicht angeboten.

Wie ist der Ablauf der Sexualberatung?

Wenn ein Paar sich beraten lässt, sollten beide eine ausreichende Bereitschaft zur Veränderung haben. Ist dies nicht der Fall, können Einzelberatungen für eine/n oder beide eine Alternative sein.

Die Beratung besteht in der Regel aus einer Reihe von Gesprächen = Sitzungen. Die Dauer der Sitzungen beträgt 60 oder 90 Minuten in einem Rhythmus von einmal pro Woche bis zu einmal pro Monat. Da in der Beratung Prozesse angestoßen werden – z.B. um bestimmte Verhaltensweisen zu ändern –, kann die Beratung auch eine längere Zeit dauern. Dabei ist die Gesamtdauer einer Sexualberatung sehr unterschiedlich: manchmal reicht ein klärendes Gespräch, die meisten dauern 5 bis 20 Sitzungen, manche auch länger, bis das gewünschte Ziel erreicht ist. Im Vorhinein ist das nicht genau festlegbar.

Meistens sind mehrere Ursachen an der Entstehung einer sexuellen Störung beteiligt. Je nachdem, um welche Ursache(n) es sich im Einzelfall handelt, ist ein anderes Vorgehen erforderlich. Deswegen ist am Anfang eine sorgfältige Diagnose wichtig. Hierzu kann es erforderlich sein, neben einer Sexualberatungsstelle auch einen Arzt aufzusuchen, um mögliche körperliche oder medizinische Ursachen (z.B. Bluthochdruck, Diabetes, Hormonstörungen, Folgen von Operationen, Folgen von Medikamenten) erkennen zu können.

Wenn die Ursache für das sexuelle Problem eine psychische Erkrankung ist (z.B. Depressionen, Psychosen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Traumatisierung durch Gewalterfahrung), so muss diese zuerst psychotherapeutisch und/oder medizinisch versorgt werden, bevor eine Sexualberatung durchgeführt werden kann.

Im Erstgespräch sollte ein Gesamtbild der Problemlage deutlich werden. Die Ratsuchenden bekommen eine Vorstellung davon, wie die Beraterin/der Berater arbeitet und welches Ziel in der Beratung angesteuert wird.
Außerdem werden die formalen Punkte wie Kosten, Dauer, Häufigkeit und Absagebedingungen der Sitzungen vereinbart.

Im weiteren Verlauf der Sexualberatung wird über die Entwicklung der eigenen Sexualität und die bisherigen Erfahrungen gesprochen. Die/der Einzelne oder das Paar wird darin unterstützt, ihre/seine Wünsche und Bedürfnisse erkennen und aussprechen zu können. Danach wird gemeinsam nach Wegen gesucht, wie sich die gewünschte Sexualität umsetzen lässt. Praktische Übungen können dabei unterstützend wirken. Damit ist keine praktizierte Sexualität in der Beratung gemeint, sondern Übungen zur Wahrnehmung des eigenen Körpers, zur Regelung von Nähe und Distanz, zum Wahrnehmen und Ausdrücken seiner Bedürfnisse oder Phantasien usw. Um Gelerntes zu üben und neue Erfahrungen zu machen, können »Hausaufgaben« zwischen den Sitzungen sinnvoll sein.

Was dürfen Sie von den Sexualberater·innen erwarten?

Unsere Sexualberater und -beraterinnen haben Pädagogik oder Psychologie studiert und therapeutische Zusatzqualifikationen in Paar- und Sexualtherapie. Sie nehmen regelmäßig an Supervision und Fortbildungen teil.

Die Berater·innen sind unparteiisch und geben in der Regel keine Ratschläge, weil das, was sich bei anderen bewährt hat, im Einzelfall oft nicht passt. Trotz ihrer Unparteilichkeit müssen Berater·innen manchmal auch Stellung beziehen, z.B. bei Gewalt.

In der Sexualberatung geht es nicht nur darum, Störungen zu beheben, damit die Sexualität wieder funktioniert, sondern auch darum, die bisher vernachlässigten sexuellen Wünsche bewusster zu machen und ausdrücken zu lernen und sich sexuell weiter zu entwickeln. Dies führt über das Sexuelle hinaus auch zu einer persönlichen und partnerschaftlichen Weiterentwicklung.

In der Beratung geht es auch um die Beziehung zur Beraterin/zum Berater. Die Ratsuchenden sollten überprüfen, ob sie sich bei dieser Beraterin/diesem Berater gut aufgehoben fühlen.